Montag, 21. Februar 2011

Gross National Happiness

Das Königreich Bhutan hat sich die Steigerung des Glückes und der Zufriedenheit seiner BürgerInnen, anstatt der Steigerung des Bruttonationalproduktes zum Ziel gesetzt. Sowohl für ein so genanntes "Dritte-Welt-Land", wie auch für uns Westler ein ungewöhnliches Unterfangen. Wie wollen wir Glück und Zufriedenheit messen und wie deren Vermehrung erreichen. Alles bloß Spinnerei eines weltfremden Königs? Oder ein zwar ungewöhnlicher, aber nicht unmöglicher Kontrast zu unserer von Sachzwängen geprägten Politik? Wie weit sind wir schon von solchen Überlegungen entfernt und wer würde sich in Österreich getrauen, solche Ansätze zu vertreten, ohne sogleich als weltfremder Spinner abgetan zu werden? Die Grünen mühen sich heute jedenfalls in Alpach mit einem Leitantrag zur "Verteilungsgerechtigkeit" ab. Wie blutleer wirken solche Ansätze gegenüber dem Lachen der Bhutanerinnen und Bhutaner, wie sie heute Morgen in Ö1 zu hören waren? Ungerecht? Wer möchte schon in Bhutan leben? Wer von einem König regiert werden? Auch wenn dieser solch ungewöhnliche Ideen verkündet. Eine Debatte wären diese Gedanken um ein Bruttosozialglück allemal wert und sicher spannender als das immer wiederkehrende Gesudere altgedienter Grünfunktionär/innen jeglichen Alters, die vor jedem Bundeskongress in Ermangelung eigener Themen nach neuen Gesichtern rufen, selber aber nicht im Traum an ihren Abschied aus der Politik denken.

Entlehnt

Es ist ja schon länger bekannt und unter der Schwarz-Blau/Orangen-Regierung war es auch bereits Thema: Interessenverbände und sonstige parteinahe Gruppen verleihen Mitarbeiter/innen an die ihnen gewogenen Ministerkabinette. Natürlich ganz ohne Gegenleistung, versteht sich. Die geplagten Mitarbeiter/innen in den Kabinettstäben erhalten so ein wesentlich höheres Salär, als es das Gehaltsschema des Bundes bietet. Nun hat sich auch der derzeitige Hauptgeschäftsführer der Tiroler VP als solch verliehener Mitarbeiter geoutet. Er, der sich nicht zu blöd war, in einschlägigen Aussendungen heillos jede/n zu vernadern, muss nun einbekennen, dass er nicht Vertragsbediensteter im Innenministerium, sondern von einer Versicherung abgestellt worden war. Ich dachte immer, er sei karenzierter Beamter? Oder hat er sich als Beamer karenzieren und sich bei der Versicherung angestellen lassen? Auf welcher Rechtsbasis solch eine Karenz gerechtfertigt ist, bleibt dahingestellt.

Ehrendoktorat für Ernst von Glasersfeld

Ernst von Glasersfeld erhält am Donnerstag dieser Woche das Ehrendoktorat der Leopold Franzens Universität Innsbruck. Es ist sein 2. in Österreich (das erste erhielt er von der Universität Klagenfurt). Von Glasersfeld hat nie in Innsbruck studiert. Er wurde Er wurde 1917 in München geboren, studierte Mathematik in Zürich und wirkte ab 1947 in Italien als Journalist und kommt bei Silvio Cecatto mit der Kybernetik in Kontakt. Schon zuvor hatte er sich mit Giambatista Vico beschäftigt. Eigenartig. Mein erster akademischer Lehrer, ansonsten kein großer Kopf, hatte uns auch die Ideen Vicos näher gebracht. Er tat dies in Abgrenzung zu Karl Marx. Es ging ihm um eine Wissenschaft des Volkes. Damals (1982/83) wußte ich aber noch nichts von Glasersfeld und dem Konstruktivismus. Beide lernte ich erst Jahre später kennen. Da war von Glasersfeld in Innsbruck und hielt einen Vortrag über den radikalen Konstruktivismus. Dabei erfand er diesen und sich selbst vor seinem Publikum neu. Ähnlich seinem Kollegen Heinz von Foerster. Vor über zehn Jahren (1997) versuchte die Redaktion der Österreichischen Zeitschrift für Geschichtswissenschaften den Konstruktivismus und die Geschichtswissenschaften zusammenzuführen. Der Schlüsseltext dazu "Im Goldenen Hecht" (ein Gespräch mit Heinz von Foerster) ist immer noch lesenswert (ÖZG 8/1997/1). In diesem Heft findet sich auch ein Beitrag von Glasersfelds, eine Kleine Geschichte des Konstruktivismus.
Ad multos annos.

Mozart am Klo

Letzten Donnerstag: Abendessen mit einer politischen Delegation aus Südtirol in einem traditionsreichen Innsbrucker Altstadtgasthaus. Außen auf der Gedenktafel steht, wer in der Vergangenheit hier Aller eingekehrt ist: unter anderem Geheimrat von Goethe auf seiner Italienischen Reise sowie Heinrich Heine. Mozart war auch dabei, obwohl er auch in einem anderen Gasthaus in der Altstadt (1769 mit seinem Vater im Weißen Kreuz) logiert hatte. Deshalb gibt es dort auch eine Mozartstube. Wir dinierten in der Goethestube. Als ich auf's WC mußte, dann die Überraschung. Am Klo gab es Mozart. Wenn ich genau gehört habe, dann wurde die Musik mit dem Eintritt sogar an lauter. Mozart am Klo. Ob ihm das gefallen hätte? Er war ja kein weltfremder Mensch und in seinen Briefen berichtet er öfters auch über seine Verdauung und Körpersäfte. Wozu muss am Klo Musik sein? Und warum ausgerechnet Mozart? Es reicht doch, wenn es dort heute schon wie in einem Duftladen riecht.

Plattenrudi

Der Blick in die Zeitung ist manchmal mit unangenehmen Überraschungen verbunden. Vor einigen Tagen mußte ich der Zeitung entnehmen, dass der Plattenrudi verstorben ist. Offenbar unerwartet im 52. Lebensjahr. Ich kannte Rudi seit über 30 Jahren. Bereits in meiner Schulzeit fuhr ich immer in die Landeshauptstadt, um seinen Laden aufzusuchen. Der war klein, aber fein sortiert. Damals gabe es nur Vinylplatten. Er machte mich mit so manchem Künstler, so mancher Musikrichtung bekannt. Ich erinnere mich noch, als ich 1982 nach bestandener Matura nach Innsbruck pilgerte, um mich mit einigen Plattenkäufen zu belohnen. So wie zuvor, als ich 1977 mein erstes Geld bei einem Ferialjob bei der Post verdiente und am Ende meiner Tätigkeit nach Innsbruck fuhr, um mich auch mit Schallplatten einzudecken. Auch nach dem Umzug des Geschäftes an den Sparkassenplatz blieb ich dem Rudi treu. Zuletzt aber fand ich kaum mehr Zeit, den Laden aufzusuchen. Schade. So muss ich Abschied von Rudi nehmen, ohne mich mit ihm über das letzte Neil Young-Konzert in Wien ausgetauscht zu haben.

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